Was ist kognitive Therapie?


Zu den kognitiven Therapieverfahren gehören die kognitive Verhaltenstherapie, sowie die Rational-Emotive Verhaltenstherapie.

Vereinfacht gesagt, gehen beide Verfahren davon aus, dass die Art und Weise unseres Denkens und unsere Einstellungen und Bewertungen darüber bestimmen, wie wir uns fühlen, körperlich reagieren und eben auch verhalten.

Schon Epiktet, ein antiker Philosoph hat gesagt:
„Es sind nicht die Dinge an sich, die uns beunruhigen, sondern unsere Sicht der Dinge."

Das kennt jeder von uns von sich: wenn wir eine Situation als entspannend, erfreulich oder erfolgreich für uns bewerten, werden wir uns auch entsprechend zufrieden, glücklich, freudig erregt oder stolz fühlen… und werden diese Situationen immer wieder aufsuchen wollen oder aktiv zu gestalten versuchen.

Wenn wir aber eine Situation als unangenehm, schlimm, unerträglich oder sogar als gefährlich erleben, werden wir angespannt, nervös, unruhig, wütend, traurig oder ängstlich, vielleicht sogar panisch reagieren und versuchen, dieser Situation zu entkommen und sie in Zukunft lieber zu vermeiden.

Schwierige Situationen, die uns kognitiv und gefühlsmäßig herausfordern, gehören zum Leben dazu. Diese kleinen „Krisen“ lassen uns reifen und wachsen; zeigen uns, dass wir Strategien lernen können, sie zu bewältigen. Wir erweitern unsere Fähigkeiten und lernen, welche Einflussmöglichkeiten auf Gefühle und Verhalten wir haben.

Doch manchmal führen langanhaltende ungünstige Bedingungen oder einmalige, „katastrophal“ erlebte Situationen bei uns dazu, dass unsere Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen in Bezug auf das „Management“ dieser Situationen so ungünstig sind, dass wir sie nicht mehr erfolgreich bewältigen können.

Hinter diesen ungünstigen Überzeugungen (z.B. „ich mache alles falsch“, „ich muss perfekt sein“, „ich werde das nie hinbekommen“, „keiner mag mich“…) verbergen sich oft charakteristische Denkfehler: wir sehen nur das Negative, übertreiben die Gefahr einer Situation, denken in „Ganz oder gar nicht“- Schubladen… Mit diesen ungünstigen Gedanken verschaffen wir uns auch schlechte Gefühle und fühlen öfter Angst, Traurigkeit oder Wut als nötig wäre. Auch unser Körper fühlt den Stress und reagiert mit allen möglichen Symptomen der erhöhten Anspannung. In der Folge versuchen wir immer wieder, solche Gedanken auslösenden Situationen zu vermeiden.

Wenn wir darunter leiden oder dieses „Vermeideverhalten“ unsere alltäglichen Aufgaben oder Kontakte zu anderen einschränkt, dann brauchen wir Rat und Hilfe, um wieder Lösungen „im Kopf“ zu entwickeln und unser Verhalten positiv verändern zu können.

Die kognitive Verhaltenstherapie und die Rational-Emotive Verhaltenstherapie sind daher lösungsorientierte Therapieansätze, die Deine Selbsthilfefähigkeiten aktivieren.

Es geht dabei darum, dass Du selbst verstehst, wie es zu Deinem aktuellen Problemverhalten gekommen ist. Dazu untersuchen wir die Bedingungen, die Dein Problem haben entstehen lassen und die dafür mitverantwortlich sind, dass es nicht wieder verschwindet. Es ist nämlich so, dass aus Deiner Sicht dieses Verhalten sehrwohl einen bestimmten Zweck erfüllt. Und diesen Zweck gilt es genau zu untersuchen.

Wenn wir dann verstanden haben, welche ungünstigen Gedanken, Gefühle oder Körperreaktionen oder auch positive oder negative Konsequenzen Dein Problemverhalten mitauslösen oder aufrecht erhalten (also dem Zweck dienen), können wir mit Hilfe verschiedenster Methoden und Strategien dieser Therapieverfahren daran gehen, Schritt für Schritt Dein Verhalten zu verändern. Der Plan ist, dass Du diese Situationen managen lernst, Dich als wirksam erlebst und Deine Ziele erreichen kannst.

Hierzu erhälst Du „Hausaufgaben“ und Übungen, denn es erfordert Einiges an Üben, ein eingefahrenes Verhalten zu verändern. Zum Glück ist der Mensch jederzeit lernfähig, so dass jedes Verhalten, dass wir gelernt haben durch Einstellungsveränderungen und wiederholtes Üben veränderbar ist!

Dies können Neurophysiologen mit entsprechenden bildgebenden Verfahren sogar im Gehirn sichtbar machen: Verhaltenstherapie kann neue Nervenverbindungen ausbilden und Gehirnareale aktivieren…

Je jünger Du bist, desto mehr werden Dich Deine Eltern beim Lernen erfolgreichen Verhaltens unterstützen und sicherlich auch belohnen. Je älter Du bist, desto mehr greifen wir auf Selbstinstruktion und Selbstmanagementtechniken zurück.

Oft ist es die größte Selbstbelohnung, wenn sich erste Erfolge einstellen und erste Ziele erreicht werden!